Hier können Motorrad-Reisebrichte von Motorradfahrern/innen mit einem Stoma oder einer Darmerkrankung wie z.B. CED , Darmkrebs veröffentlicht werden.
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Reisebericht Route 66
Welcher Motorradfahrer hat nicht schon etwas von der Route 66 gehört?
Mit gerade 17 Jahren sah ich den Film Easy, damals stolzer Besitzer einer Roten Kreidler RS.
Der Traum von Freiheit und Abenteuer, das rebellische Lebensgefühl der damaligen Rock Generation faszinierte mich. Dazu kam noch die Musik von Steppenwolf und Jimi Hendrix.
Erst Jahrzehnte später als Besitzers eines Motorrades kam die Idee wieder auf, dieses Abenteuer anzugehen.
Inzwischen in Rente beschäftigte ich mich dann wieder mit diesem Traum.
Gesundheitlich hatte sich leider inzwischen einiges geändert, Iliumstoma, zwei Hüft und zwei Knieprothesen kamen in den Jahren dazu, was mich dann doch etwas abschreckte dies Tour über runde 4000 Km zu fahren.
Ausschlaggebend war dann meine Freundin Uta, die selbst schon seit Jahren den Wunsch hegte, die Route 66 zu fahren.
Unsere erste Idee war, ohne Hast und Zeitdruck, nicht wie in den meisten geführten Touren in 14 Tagen, sondern die Strecke in 4 Wochen alleine fahren.
Im Internet und in Büchern gibt es genügend Informationen die wir studierten, um uns so auf die Reise vorzubereiten.
Flug, Harley (denn das musste schon sein) mieten, das erste Hotel in Chicago im Voraus buchen, kein Problem. Nur, wie verstauen wir unser Gepäck in zwei Satteltaschen?
Auch wenn wir uns kleidermäßig auf das Minimum beschränken, Medikamente, Stomaartikel, Regenkleidung Ersatzhandschuhe, flache Schuhe für abends müssen sein!
Nach einem Probepacken mussten wir feststellen—unmöglich, da wir uns ja in den USA auch noch mit Jeans, T-Shirts und Souvenirs eindecken wollten.
Also gingen wir auf die Suche nach einem Reiseveranstalter der die Tour in mehr als 14 Tagen anbot. Wir haben dann auch mit Motorrad Reisewelt einen Veranstalter gefunden, der eine 19 Tagestour anbietet. Allerdings sind die Flüge als Reisetag mitgezählt.
Und es sind keine 4000 Km sondern 5100 Km. Nach Rücksprache war dann auch klar weshalb: es werden Taos, Grand Canyon und Las Vegas zusätzlich angefahren.
Da wir sowieso so viel wie irgend möglich von USA sehen wollten, war uns das mehr als recht.
Von den 19 Tagen mussten wir dann noch 2 Tage Ruhetag abziehen und 2 Stadtrundfahrten in Chicago und Los Angeles. Heißt, es waren in 15 Tagen 5100 Km.
An den ersten Tagen gab es eine Streckeneinteilung von etwas mehr als 320 Km, die sich dann bis zu 490 Km am Tag steigerte.
Da der Reiseveranstalter auch meinem Wunsch nach 2 Tagen früher anreisen (Jetlag) und anschließend noch 10 Tage anhängen plus Automiete organisieren konnte, haben wir gebucht. Allerdings kamen dann auf den im Internet angegeben Reisepreis noch Saisonzuschlag, Stadtrundfahrten einen Rundflug über den Grand Canyon, ESTA und diverse Versicherungen dazu, die mir auch sinnvoll erschienen.
Jetzt konnten wir auf alles andere konzentrieren, wie die Fitness verbessern (Fitness Studio) Besuch bei einigen Ärzten, wie Zahnarzt, Augenarzt und Hausarzt (da ich über 65 bin, benötigte ich eine Bescheinigung vom Arzt, dass er mir zutraut Motorrad zu fahren).
Zwei Anfrage bei Convatec USA (please contact us) wie ich im Notfall an Stoma Artikel kommen kann, blieben leider unbeantwortet. Also ist mir nichts anderes übriggeblieben, als min. die doppelte Menge meines üblichen Bedarfs mitzunehmen.
Nun stand noch die Auswahl des Motorrades an. Außer Harleys wurden noch Indian und BMW angeboten. Da ich von der Statur her nicht der typische Harley Fahrer bin, habe ich mir eine (kleine) HD Heritage ausgesucht, vom Gewicht her 100 Kg schwerer als meine BMW aber für 2 Personen durchaus geeignet.
Am 18.9. war es dann soweit, Koffer sind gepackt und mit dem Auto nach Frankfurt. Die beiden Koffer hatten jetzt schon ein Gewicht von je 17 Kg.
Wir wollten in Frankfurt übernachten, abends gemütlich in die Stadt fahren und dann am anderen Tag frühzeitig zum Flughafen. Einchecken und der Flug waren ok und so sind wir dann am 19.9. in Frankfurt weg und dann auch am 19. nachmittags in Chicago angekommen. Das Hotel Shuttle hat uns dann zum Hotel gebracht, das nur einige Km vom Flughafen entfernt war.
Am nächsten Tag haben wir uns Chicago angeschaut, eine sehr schöne, saubere Stadt. Abends haben wir dann auch Ray, unser Guide kennengelernt, der mit einer Gruppe von LA nach Chicago zurückkam.
Spät abends kam dann der Rest unserer Gruppe, Biker aus Berlin, Münster, Ravensburg, Hamburg, dem Vogtland und ein Schweizer. An diesem Abend wurde dann auch gleich ein Briefing abgehalten und auf spezielle Verkehrsregeln hingewiesen.
Am frühen Morgen stand dann eine Chicago Stadtbesichtigung auf dem Programm und man lernte dadurch seine Mitfahrer kennen. Natürlich war der Startpunkt der Route 66 mit auf dem Besichtigungsprogramm sowie der Willis Tower, wo man dann auf 412 Meter Höhe auf einem gläsernen Glasvorsprung die Stadt von oben betrachten Konnte.
Tag 1
Am frühen Morgen werden die Koffer im Anhänger des Guides verladen und es geht zu dem Harley Händler um die Motorräder abzuholen .
Aber anstelle einer Heritage steht da eine Street Glide, Gewicht 370 Kg plus Koffer, Sturzbügel usw. also genau das was ich nicht wollte. 5000 Km mit dieser Maschine?? Meine Freude hält sich in Grenzen! Nach einer kurzen Einweisung und für die Harley Fahrer der obligatorische Einkauf von irgendwelchen Pins und Sticker oder T-Shirts geht es dann los, über irgendwelche Schnellstraßen aus der Stadt. Durch das Kohleabbaugebiet von Illinois, bis zum ersten Stopp, dem Gemini Giant & Launch Pad Drive Inn, dann das kleine Gefängnis, die Texaco Station in Dwight und die Standard Oil Tankstelle in Odel sind die nächsten Stationen, dann Atlanta, wo es den Giant Hotdog Man und den Smiley Wasserturm zu sehen gab. Das erste Ziel ist nach 320 Km Springfield, die Hauptstadt von Illinois. Ein sehr nettes Hotel erwartet uns und nach der Zimmereinteilung und einer Dusche geht es dann gemeinsam zum Abendessen. Der erste Tag mit der Harley ist überstanden und man gewöhnt sich so langsam an das Gewicht und das Fahrverhalten.
Tag 2
Wie in den nächsten Tagen auch: um 6 Uhr aufstehen, Bad, Frühstück, Koffer packen und kurz vor 8 Uhr beim Anhänger. Heute haben wir einen wunderschönen Sonnenaufgang und es ist um 8 Uhr schon recht warm. Auf dem Weg nach Rolla, Missouri, besuchen wir die Lady of the Highway (Marien Figur) eine Gedenkstätte für die Toten die hier vor Jahren bei einem schweren Unfall getötet wurden. Als nächstes, Fotostopp an der historische „Chain of the Rocks“ Brücke. Von hier aus über den Mississippi nach Missouri und nach St.Louis am Old Men River. Das Wahrzeichen der Stadt ist der gigantische Arch, das Tor zum Westen.
Am Nachmittag sind wir beim Wagon Wheel Motel und dem größte Schaukelstuhl der Welt.
Übernachtung nach 370 Km in Rolla, Missouri.
Tag 3
Wieder einen wunderschönen Sonnaufgang und warm. Das erste Highlight des Tages ist die Devil’s Elbow Bridge. Hier erwartet uns ein tolles Bild: Dunst über dem Wasser und durch diesen Dunst kommt die Sonne! Für Fotografen ein absolutes Highlight.
Über die Hügel der Ozark Mountains geht es zu den Tropfsteinhöhlen der Fantastic Caverns bei Springfield. Weiter geht es zu einer Mall mit einem Museum der National Rifle Association. Hier gibt es wirklich alles zu kaufen incl. Schusswaffen. Nach einem guten Mittagessen geht es zu einer alte Sinclair Tankstelle in Halltown. Übernachtungsort ist heute nach nur 345 Km Joplin, aber wir hatten ja einen längeren Aufenthalt in der Mall.
Tag 4
Heute haben wir 410 Km vor uns, zuerst nur 20 Km durch den Bundesstaat Kansas mit der Rainbow Bridge.
Weiter nach Oklahoma mit der historischen Stadt Miami und dem Vintage Museum (Von außen unscheinbar, gibt es im Inneren ein wahres Sammelsurium an wunderbaren alten Motorrädern) und dem bekannten Coleman Theater (Wurlitzer Orgel) mit einem Fassungsvermögen von 1600 Personen.
Ob man den Blauen Wal in Catoosa unbedingt sehen muss??
Anschließend geht es auf der Motherroad weiter, 100 Meilen durch das Indianerland im alten Westen.
Ein kurzer Tankstopp neben einer Bison Ranch ist sehr interessant, denn wann sieht man diese Tiere schon einmal in freier Wildbahn?
Unser Tagesziel ist heute Oklahoma City, wo wir auch übernachten.
Tag 5
Und wieder ein wunderschöner Sonnenaufgang! Wir starten wie immer um 8 Uhr In Richtung Elk City, um das größte Route-66-Museum in den USA zu besuchen. Hier ist eine ganze „Stadt“ aufgebaut mit Barber, Salon, Autos, Motorrädern und alten Pickups. Hier steht auch der rote Pickup aus dem Film „Früchte des Zorns“ von John Steinbeck. Inzwischen sind wir in Texas und besuchen eine der alten original Route-66-Tankstellen in der Öl Stadt Shamrock. Nach dem Devils Rope Museum fahren wir nach Groom mit dem größten Kreuz der westlichen Hemisphäre. Ziel ist heute Amarillo. Zum Abendessen geht es in ein typisches Texanisches Steakhaus. Hier gibt es eine große „Attraktion“. Ein 72 oz (etwas mehr als 2 Kg) Steak plus Beilage. Wer das innerhalb einer Stunde isst, bekommt es umsonst. Der Brechkübel steht gleich neben dem Tisch!!
Ich gebe mich mit einem 350 gr. Steak mit Mashed Potatoes und einem Salat zufrieden und ich muss sagen: Steaks grillen können die. Tolles Fleisch, genau auf den Punkt gebraten! Toll.
Tag 6
Wir verlassen Amarillo, um als Erstes bei der Cadillac Ranch zu halten. Diese 10 Cadillacs, die im selben Winkel wie die große Pyramide von Gizeh im Boden verankert sind, sollen an die glorreichen Zeiten der alten Route 66 erinnern. Auf dem Weg jede Menge Rinderfarmen incl. Cowboys. Nachmittags erreichen wir New Mexico, das erst seit 1912 der 47ste Bundesstaat wurde. Kurz vor Glenrio erreichen wir den Mid Point in Adrian, der mit jeweils 1139 Meilen vom Anfang oder Ende der Route 66 entfernt ist.
Weiter geht es durch die High Plains ins Comanchen-Land und über den Santa Fe Trail. Endstadion ist heute Santa Fe.
Tag 7
Ruhetag! Ich muss zugeben, den benötige ich auch heute. Endlich ausschlafen, sich erholen, ein bisschen shoppen und durch Santa Fe bummeln. Eine kleine unermüdliche Gruppe fährt mit dem Guide in das alte Indianerpueblo Taos und durch das Rio Grande Tal.
Tag 8
Frisch erholt ist heute unser erster Stopp in Madrid und bei Maggie’s Diner, welches durch den Film „Wild Hogs – saumäßig unterwegs“ mit John Travolta und Tim Allen bekannt wurde. Mittagspause ist heute in Albuquerque, das im Wüstenhochland liegt und die größte Stadt New Mexicos ist. In der Altstadt stehen zahlreiche historische Lehmgebäude, Museen und Geschäfte, die Kunsthandwerk der amerikanischen Ureinwohner verkaufen. (Made in China!)
Danach überqueren wir den Rio Grande und fahren über den 9 Meilen Pass. Durch ein violettes und blutrotes Farbenmeer cruisen wir über weite Straßen durch die Navajo Wildnis. Einen kurzen Stopp um die über 300 Jahre alte Missionskirche in Laguna zu besuchen. Ziel ist heute die alte Eisenbahner- und Indianerstadt Gallup in New Mexiko.
Tag 9
Heute haben wir den ganzen Tag sehr starken Seitenwind! Immer wieder wird die schwere Maschine durch eine Böe auf die Seite gedrückt. Jürgen landete sogar kurz auf dem unbefestigten Straßenrand. Der letzte Stopp in New Mexico ist die Trading Post Station bei Chief Yellow Horse. Der nächste Bundesstaat ist Arizona, wo wir zuerst den Petrified Forest National Park (sehr beeindruckende Landschaft) besuchen und anschließend das Museum, mit sehr gut erhaltene Fossilien und draußen einen Wald mit versteinerten Bäumen. Nächster Halt ist Holbrook. Dieser ist bekannt für das historische Wigwam Motel. Weiter geht es über die Jack Rabbit Post (wieder einmal Souvenirs zu kaufen) nach Winslow. Dieser Ort wurde von der amerikanischen Band „The Eagles“ mit dem Song „take it easy – standing on the corner in Winslow, Arizona“ besungen. Zwei Bronze Statuen stehen auf dem Platz und es gibt natürlich jede Menge T-Shirts usw. zu kaufen. Im Übrigen ist hier in der Nähe der bekannte Meteoritenkrater „Barringer Krater“, den wir leider nicht besucht haben. Die letzten zwei Stunden geht es immer schön bergauf und es wird immer kühler. Endpunkt der heutigen Etappe ist das Städtchen Williams, welches noch viel vom „Good Old West“ mit seinen historischen Häusern und dem alten Vergnügungsviertel direkt an der Route 66 übrighat.
Tag 10
Heute geht es zum Grand Canyon. Aber zuerst die unerfreuliche Nachricht: um 7 Uhr ist heute Abfahrt und es ist empfindlich kalt. Kleidungsmäßig habe ich nicht mit solchen Temperaturen gerechnet. Sommerhandschuhe und Jeans sind nicht unbedingt die beste Bekleidung für knapp über 0 Grad und wir müssen noch ca. 45 min bis zum Flugplatz fahren! Kurz vor dem Ziel bin ich mir nicht sicher, ob ich die Kupplung noch ziehen kann, so eisig sind meine Hände. Im Airport können wir uns wenigstens etwas aufwärmen, bevor es los geht. Grand Canyon mit dem Hubschrauber: ein Erlebnis das man NIE vergisst. Der Grand Canyon ist einer der schönsten und beeindruckendste Nationalparks Amerikas (der Welt?). Man fliegt in einem Hubschrauber über Schluchten mit einer Tiefe von sagenhaften 1.800 Metern. Dadurch, dass wir so zeitig fliegen und es auf 2100 m richtig kalt ist, sind die unterschiedlichen Farben des Gesteins der Wahnsinn! Ich denke es ist mir nicht möglich den Flug und anschließend die Fahrt über die südliche Aussichtsstraße zu beschreiben. Worte und Bilder können nicht ausdrücken was man da erlebt. Der heutige Lunch-Stopp erfolgt bei der alten Handelsstation in Cameron, inmitten der Navajo Reservation. Am Nachmittag geht es weiter entlang der Painted Dessert, noch immer den Grand Canyon im Kopf. Was kann noch Schöneres und Beeindruckenderes kommen? Nichts!! Übernachtung wieder im gleichen Hotel.
Tag 11
Neue Überraschung: heute Morgen sind die Motorräder vereist und die einzige Indian will , Gott sei Dank, nicht anspringen. Dadurch kommt jede Minute die Sonne ein bisschen mehr durch und nach ca. 1 Stunde können wir dann losfahren. Jetzt geht es nur noch bergab und ich habe das Gefühl, dass es bei jedem Höhenmeter wärmer wird. Von Williams aus geht es weiter auf der Route 66, um nach einer kurzen Strecke über die Interstate zur Crookton Road, einem restaurierten Teilstück der Motherroad zu kommen. In dem kleinen Ort Seligman besuchte wir Angel Delgadillo, den wohl bekanntesten Friseur der Welt. Er gilt als einer der Väter der heutigen Route. Wir durchqueren das Hualapai Indianerreservat und besuchen den General Store in Hackberry mit seiner Vielzahl schönen und gut erhaltenen Oldtimern. Mittagspause ist heute in Kingman im Orginal Mr. Dz’s Diner aus den 50ern. Kitschig in türkis/pink gestrichen und dadurch schon wieder schön. Weiter geht es über den Sitgreave Pass, einer sehr kurvenreichen Strecke (ja auch das gibt es), in das kleine Westernstädtchen Oatman. Ob original oder nachgebaut, es sieht wirklich so aus wie in der Zeit der ersten Siedler und Goldsucher mit Saloons, Barber usw. und natürlich Souvenir Shops. Esel traben durch die Straßen und haben Vorfahrt. Ein Treffpunkt vieler Biker, da die Strecke wirklich eng und kurvenreich ist. Weiter geht es über den Colorado River nach Nevada. Die Fahrt nach „Sin City“ = Las Vegas, unser heutiges Ziel ist mehr als einschläfernd. Zuerst geht es über einen kurvenreichen Highway bergauf, dann folgen 110 Meilen geradeaus durch eine Wüste. Kurz vor L.V. sieht man riesige Felder mit Solaranlagen, kein Wunder, LV ist nachts taghell beleuchtet. Der Strombedarf muss riesig sein. Am heutigen Abend steht ein Highlight auf dem Programm: Eine Stadtrundfahrt mit einem umgebauten Bus, dem Biest! Unser Guide hat Getränke besorgt (z. Bsp. Eine halbe Gallone Whisky) und so bepackt geht es in den Bus der uns gleich in voller Lautstärke mit „Highway to hell“ empfängt. Trotz genügend Alkohol sehen wir einige Highlights, wie das größte Riesenrad der Welt (kein Wunder) das Las Vegas Sign, die Wasserfontänen vor dem Bellagio Hotel, die Fremont Street und noch einiges mehr. Manch einer hatte heute Probleme seine Zimmertür aufzuschließen. Aber lustig war es, und… wir haben ja am anderen Tag frei.
Tag 12
Heute ist shoppen und abends Casino angesagt. Malls gibt es jede Menge, mit sehr günstigen Levis Jeans (35 Dollar) und T-Shirts usw. Leider sind unsere Koffer jetzt schon sehr voll. Zum Abendessen besuchen wir das Hofbräuhaus, mit importierten HB Bier, Weißwurst, Sauerbraten und Fleischpflanzerl. Das Essen ist wirklich gut und Farbige die „In München steht ein Hofbräuhaus“ spielen, sieht man auch nicht alle Tage. Und dann ab, Down Town in die Fremont Street mit Live Musik, dem Golden Nugget, Light Shows und den Slot machines. Es ist eine sehr grelle, laute und übervolle Straße — muss man mögen oder auch nicht. Gewonnen hat jedenfalls am Schluss keiner an den Slot Machines oder an den Tischen.
Tag 13
Nach dem Frühstück geht es in Richtung Hoover Damm. Vom Lake Mead Aussichtspunkt und der neuen Brücke hat man einen hervorragenden Ausblick. Las Vegas hat Wasserprobleme! Der See aus dem sie das Wasser beziehen ist ziemlich weit gesunken. Die Staumauer ist sehr imposant, wirklich ein technisches Wunderwerk. Durch die Mojave Wüste geht es wieder auf die alte Route 66. Wir passieren vom Sand und Winde nahezu verwehte Orte wie Goffs und Essex. Ein obligatorischer Stopp inmitten der Wüste bei Roy’s Cafe in Amboy. Das Thermometer zeigt hier 100 Grad Fahrenheit. Die heutige Höchsttemperatur war 43 Grad Celsius, vor 3 Tagen hatten wir noch Minusgrade! Das Bagdad Cafe, bekannt aus dem Film „Out of Rosenheim“ mit Marianne Sägebrecht fällt schon fast zusammen. Toilettenbesuch—nur im äußersten Notfall!! Übernachtung ist heute in Barstow, wo ich in einem Mexikanischen Restaurant eine wirklich gute Bouillabaisse esse.
Tag 14
Am Morgen verlassen wir wie immer um 8 Uhr Barstow, um das Tour Abenteuer „Route 66 – the Mother Road“ zu beenden. Zuerst besuchen wir noch Iron Hog, Drehort des Films Easy Rider. Die nachfolgende Strecke durch die San Gabriel Berge führt uns auf den über 90 km langen Highway 2, der sich über Berge und durch Canyons windet. Hier oben auf ca 2000m ist ein recht großes Skigebiet. Wir fahren anschließend durch die im Frühjahr verbrannten Wälder und es sieht unheimlich aus. Wohin man sieht nur noch schwarze Baumgerippe. Die folgende Strecke ist der „Angels Crest Highway“ und ist eine der „Top 5 Motorradstrecken“ Amerikas. Ja, nicht schlecht. Mit einem richtigen Motorrad würde das richtig Spaß machen. Der Topanga Canyon ist ein weiteres Highlight auf dieser Strecke, bevor wir die berühmte Küstenstraße, den Highway 1, erreichen. Hier werden jetzt ausreichend Bilder gemacht, denn wir haben den Pazifik nach genau 5040 Km erreicht. Wir passieren Santa Monica und in der Rushhour geht es durch L.A. Haben sich alle Ampeln hier gegen uns verschworen? Kaum sind die ersten durch, schalten sie auf Rot! L.A. ist verkehrsmäßig schlimm. Zwar nehmen die Amerikaner wirklich Rücksicht auf Motorradfahrer, aber auf bis zu 6-spurigen Highways ist es wirklich schwierig dem Vordermann zu folgen.
Tag 15
Am Morgen nutzen wir die Möglichkeit einer geführten Stadtrundfahrt mit einem lokalen, deutschen Guide. Von ihm erfahren wir sehr viel Wissenswertes über die Stadt, wie z. Bsp.: die Ausmaße der Stadt (71 Km Nord-Süd und 47 Km Ost-West) ca. 4 Millionen Einwohner und die größte Kraftfahrzeugdichte der Welt (das haben wir sehr deutlich gespürt). Zum Combined Statistical Area gehören 173 selbstständige Städte, heißt, eigene Stadtverwaltung, Steuer, Polizei, Schulen usw. Unser erstes Ziel war dann Venice Beach, mit Bildern an Häuserwänden von Arnold Schwarzenegger oder Jim Morrison (Sänger der Doors). Hier wird jede Menge Sport getrieben, ob Bodybuilding, Joggen, Radfahren, Inliner oder Slacklinen. Alles sieht man da. Weiter geht es nach Santa Monica, klar, wir brauchen Fotos vom End of the Trail. Natürlich nach Beverly Hills, sehr schick und gepflegt, Wohnort von vielen Promis. Downtown L.A. mit der beeindruckenden Walt Disney Concert Hall. Letztes Ziel ist dann Hollywood mit dem TCL Chinese Theatre, Walk of Fame, Paramount Picture und einiges mehr. Den letzten Abend zusammen verbringen wir dann in einem Mexikanischen Restaurant, wo wir uns dann von unserm Guide Ray und der Gruppe verabschieden. Der Rest der Gruppe fliegt am nächsten Tag nach Hause, wir haben noch 10 Tage Urlaub an denen wir dann mit dem Auto noch San Diego (Flugzeugträger Midway) besucht haben und auf dem Highway Nr. 1 nach San Francisco zu unserem Endziel gefahren sind. Von da aus ging es dann 4 Tage später zurück nach Hause.
Resümee: Es ist also möglich mit Stoma diese Reise zu unternehmen, vorausgesetzt man ist körperlich fit. Allerdings ist es psychisch und physisch schon sehr anstrengend, aber die Eindrücke, die man auf der Reise bekommt, sind diese Mühe wert. Saubere Restrooms gibt es an jeder Tankstelle und natürlich in jedem Restaurant. Auf der Strecke gibt es für jeden etwas zu sehen, ob es alte Tankstellen sind, Museen mit alten, gepflegten Motorrädern und Autos, oder einfach nur die Weiten der teilweise sehr abwechslungsreichen Landschaft. Der Grand Canyon bleibt natürlich als Highlight am Besten in Erinnerung. Las Vegas — Ansichtssache. Tagsüber eine Großstadt wie jede andere, nachts eine Stadt voller Licht, Vergnügungen und Show. Sin City eben. Los Angeles: der Verkehr und die Ausmaße der Stadt — der Wahnsinn! Sehr schön sind natürlich Hollywood und Beverly Hills, sowie der Strand.
Ich kann auch jedem nur raten, diese Tour mit einem Guide zu machen. Was passiert, wenn man z. Bsp. Mitte in der Wüste liegen bleibt? Wenn die schwere Harley umkippt? Es kann schon passieren, dass man eine Stunde fährt ohne ein Auto zu sehen.
Unser Guide wusste nicht nur wo man gut essen kann, sondern fuhr auch schon einmal etwas abseits der Tour, wenn es etwas Schönes zu sehen gab. Oder er umfuhr teilweise sehr schlecht befahrbare Streckenteile um etwaige Stürze zu vermeiden. Mit der Harley habe ich mich auch nicht anfreunden können, für mich persönlich einfach das falsche Motorrad!
Alles in Allem, ein tolles Erlebnis das mit Sicherheit in Erinnerung bleibt.